13.10. – Fuchu

Monday, October 14th, 2013

Heute war nun der Tag gekommen, der den Hauptanlass für diese Reise stellte: Die Hochzeitszeremonie für Kanako und Christian. Ganz traditionell in einem Schrein. Für Kanako, Christian und seine Eltern noch traditioneller als für Katharina und mich: Diese 4 wurden noch in Kimonos gehüllt. Nachdem das nun etwas mehr Zeit in Anspruch nimmt, mussten sie auch schon früher am Schrein sein. Scheinbar bucht man die Hochzeit mehr oder minder als Komplettpaket, wozu dann auch die entsprechenden Klamotten gehören.

Katharina und ich konnten uns also etwas mehr Zeit lassen und kamen dann erst später zum Schrein. Hier nun das erste Problem: Wie findet man die richtige Gesellschaft? Der Schrein war prall gefüllt mit recht fein angezogenen Menschen und wir kannten Kanakos Familie ja nun noch nicht. Also liefen wir erstmal quer durch die Gegend in der Hoffnung, irgendwo bekannte Gesichter zu finden. Das funktionierte eher weniger – dafür sahen wir viele kleine Kinder, die auch  traditionell angezogen waren und von ihren auch festlich gekleideten Eltern begleitet wurden. (Später erfuhren wir, dass am gleichen Tage auch ein “3-5-7 Fest” stattfand, was scheinbar vergleichbar mit unserer Taufe ist und für Mädchen im Alter von 3 und 7 Jahren begangen wird, während die Jungen nur einmal mit 5 feiern dürfen.)

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Nach einiger Suche mehr fanden wir dann schließlich auch die passende Gesellschaft – genauer gesagt, sahen wir Kanako und Christian beim Phototermin. Also schnell daneben gestellt und auch noch ein paar mal abgedrückt. Danach wurde sich noch gegenseitig vorgestellt, bevor uns dann der “receptionist and ceremony leader” (also jemand, der sich für den ganzen Ablauf verantwortlich zeichnet) ansprach. Dabei merkte man dann schon, dass hier alles sehr gut organisiert war: Der Herr sprach (Wenn auch gebrochenes) Englisch und hatte eine Liste mit allen Namen. Er schaffte es sogar unsere Nachnamen so auszusprechen, dass man erkennen konnte, was gemeint war.

Wenig später wurden dann die Brautleute weggeführt und der Rest der Gesellschaft in eine Art Warteraum platziert. Dort blieben wir eine Weile und der Hochzeitsmanager versucht den jeweiligen Eltern den Teil der Zeremonie näher zu bringen, der ihre Beteiligung erfordert. Genau genommen geht es dabei darum einen Zweig für die Gottheit dieses Schreines zu opfern. Dabei ist es aber wichtig, wie man selbigen Zweig entgegennimmt und dann selbst wiederum der Gottheit präsentiert und übergibt. An der Stelle war das mit dem gegenseitigen Verständnis dann schon etwas schwieriger, aber durch Versuch und Irrtum kamen wir da am Ende auch zu einem Ergebnis, das alle Beteiligten zufrieden stellen konnte. An dieser Stelle kehrte Christian schon zurück und wir warteten gemeinsam auf Kanako. Diese wurde wieder umgezogen in ihr eigentliches Hochzeitskleid (rein weiß). Als Kanako dann auch wieder zurückgekehrt war, gab es auch für die beiden noch eine Einführung in die ganze Zeremonie. Hier konnten wir aber nicht mehr folgen, da das dann nur noch auf japanisch geschah. Außerdem war deren Anleitung auch um einiges länger als die für die Eltern gedachte. Damit uns die Zeit nicht zu lang würde, gab es Tee. Ausnahmsweise aber keinen grünen Tee, sondern welchen aus Seetang (wie mir die entsprechende Dame erzählte, die sehr gut Englisch sprach), der das Glück für die Eheleute symbolisieren sollte. Es wurde auch noch genauer erklärt und funktionierte über die Namen und diverse gleichklingende Worte, aber dafür ist mein Gedächtnis dann doch zu schwach, um es noch wiedergeben zu können.

Anschließend wurde Aufstellung genommen: Zuvorderst die Brautleute und jeweils dahinter dann die Verwandten bzw. Gäste einzeln in einer Reihe. Dadurch, dass von Christians Verwandtschaft rel. wenige, um nicht zu sagen nur 2, anwesend waren, kamen Katharina und ich zu Plätzen auf Höhe von Kanakos Oma. So aufgestellt begann dann der Einzug in den eigentlichen Schrein – die bisherigen Aktivitäten fanden in einem extra Gebäude kurz vor dem Schrein statt. Damit die Eheleute in spe vorne nicht zu sehr schwitzen (die Kimonos halten scheinbar doch gut warm und offiziell sollte es um diese Jahreszeit irgendwie 5 bis 10°C kühler sein), kam noch ein Herr mit großen rotem Schirm dazu, um zumindest den ersten in der Reihe etwas Schatten zu spenden. Dazu dann noch ein paar Menschen für die musikalische Untermalung und schon war unsere Prozession fertig. Im Gegensatz zum restlichen Urlaub waren wir dieses Mal vor der Kamera: Der Schrein war ja recht gut gefüllt und viele der Anwesenden drehten ihren Photoapparat nun in unsere Richtung, Kinder und Frauen/Freundinnen wurden eilig passend ins Bild geschoben und so waren wir die Attraktion.

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Im Schrein angekommen hieß es Schuhe ausziehen und weiter in das eigentliche Heiligtum. Hier war die Aufstellung (ob nun gewollt oder nicht) wieder etwas ungewöhnlich: Das Brautpaar in der Mitte und zu den Flanken mit Blick aufeinander bzw. auf die Brautleute die Verwandten und Gäste. Interessant wurde es nur wieder dadurch, dass wieder nach Zugehörigkeit sortiert wurde. Heißt auf der einen Seite bald 20 Verwandte, Kollegen und Freunde von Kanako, während wir zu viert auf der Gegenseite saßen. Bei uns waren auch noch genug Plätze in der ersten Reihe frei, trotzdem bevorzugten es alle auf der anderen Seite in der 2. Reihe zu kauern. Die eigentliche Zeremonie ging dann rel. schnell – vielleicht eine halbe Stunde. Soweit ich das verstand, wurde da regelmäßig die Gottheit geehrt, dann trank das Paar aus drei immer größer werdenden Schüsseln abwechseln einen kleinen Schluck Sake. Schließlich noch das “Opfer” der Zweige zuerst durch das Paar, dann noch durch die Eltern. Als Abschluss gab es noch eine Art Tanz, der aber wahrscheinlich auch eher an die Gottheit denn an das Paar gerichtet war. Der Kameramann war die ganze Zeit aktiv damit beschäftigt alles aus der passenden Perspektive festzuhalten – da gibt es dann sicherlich auch noch mehr zu sehen als hier zu lesen.

Nach der Zeremonie ging es in der gleichen Prozession wieder zurück aus dem Schrein heraus und zu dem “Hochzeitshaus”. Während sich Kanako erneut (das 3. Mal) umkleidete, warteten wir anderen. Nach Kanakos Rückkehr und der Verabschiedung der Kollegen und Freunde ging es zum Essen. An dieser Stelle war die Gruppe auf 12 Leute geschmolzen und somit die jeweiligen Gästeverhältnisse wieder etwas ausgeglichener (uns wurde keiner los). Einen kleinen Auszug aus dem grob 8-gängigen Menu seht Ihr auf den Photos.

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Nach dem Essen war relativ aprupt Ende. Alle mit geliehenen Sachen wurden wieder ausgewickelt, was erheblich schneller ging als das Einwickeln, wie wir erfuhren. Weiterhin herschte allgemeine Erleichterung nun wieder das Bad besuchen zu können, was dank der Kleidung die letzten 5 bis 6h erheblich erschwert war. Onkel und Tante nebst Cousine und Oma verabschiedeten sich, während Schwester und Mutter das Gros der Geschenke mit nach Hause nahmen. Die beiden fuhren mit dem Taxi heim, während wir noch einen kleinen Abstecher nach Shinjuku machten. Der allgemeinen Erschöpfung wegen wurde das aber auch ein kurzer Ausflug, so dass sich dann alle verabschiedeten und in ihre jeweiligen Unterkünfte entschwanden.

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PS: Alles in allem war das dort sehr gut durchorganisiert. Während unserer Wartezeiten haben wir noch mind. 4 andere Gesellschaften gesehen. Manche traditionell gekleidet, andere aber auch “westlich”, also mit weißem Kleid und Anzug. Trotzdem gab es da eigentlich nie irgendwelche Kollisionen. Wir hatten immer einige Menschen um uns, die sich darum kümmerten, dass wir alles hatten und das Kanakos Kimono passend saß.

PPS: Die eigentlichen Hochzeitsphotos sind dann bei Christian und Kanako abzuholen. Die wollte ich hier nicht vorweg nehmen.

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