21.2. – 26.2. – Bouba Njida
Thursday, March 2nd, 2023Corona ist vorbei oder wird zumindest nicht mehr so ernst genommen, dass man nicht wegfahren könnte. Also nichts wie weg und auf nach Afrika – oder Kamerun im Speziellen! Ansich würde jetzt hier sicherlich ein bisschen was zu Yaounde stehen, weil ich da ja schließlich angekommen bin. Nachdem ich hier aber noch nicht mal einen Tag verbracht habe, erübrigt sich das für jetzt. Nur ein Kommentar an dieser Stelle: Gerade aus dem Flugzeug ausgestiegen, steigt mir doch sofort der vertraute Durft Afrikas entgegen – irgendwo wird hier gerade Plastikmüll verbrannt. Komisch, was man dann so manchmal mit Gegenden verbindet …
Wenn also nicht Yaounde, was ist dann das erste Ziel? Bouba Njida – ein Nationalpark im Norden an der Grenze zum Tschad. Achja, es ist schon etwas schwer sich hier mit Leuten darüber zu unterhalten, wo man denn so hin will. Wenn die Regionen (fast) alle schon “West”, “Nord”, “Extreme Nord” (also nicht nur oben auf der Karte, sondern ganz oben) usw. heißen, wird man schnell falsch verstanden. Gepaart mit mangelnden lokalen Geographiekenntnisse, gibt das interessante Unterhaltungen.
Also Ziel ist auserkoren, aber man muss ja noch dahin kommen. In Zeiten von nachhaltigem Reisen und so (ja, ich weiß, dass alleine der Flug hierher alles derartige heuchlerisch macht) sollte man ja auf Inlandsflüge verzichten, gerade wenn es auch eine Bahnverbindung gibt. Die Strecke ist ja laut Fahrplan in gut 17h zu machen. Mit einem Nachtzug ab 1900 und Schlafwagen klingt das machbar. Die Schlafabteile sind dabei durchaus effizient. Ich kann mir jedenfalls schwerlich vorstellen, wo man da noch einsparen könnte.

Wer jetzt ganz genau hinschaut, erkennt vielleicht, dass das nicht alles mein Gepäck ist. Die Dame, die da theoretisch hätte über mir schlafen sollen, war irgendwie nur bedingt begeistert, als sie eben jene Tatsache begriff. Sie konnte dann aber noch ein anderes Bett auftun, so dass ich dann umgezogen bin und sie ihre Ruhe hatte. Die Diskussionen bis dahin sind aber auch interessant gewesen. Mein Französisch ist kurz vor inexistent, und so ging es auch dem Englisch der meisten Anwesenden. Ging dann aber schon irgendwie.


Zur Fahrt selbst ist dann nicht viel zu sagen. Auf dem Weg nach Norden liegen die Haltestellen ungünstig. Abends, wenn man eigentlich lieber schlafen mag, kommen noch diverse Haltestellen. Die Zeit bis Mittag des darauffolgenden Tages ist dann aber kaum noch ein Halt. Andersrum wäre das besser. Naja, Rückfahrt kommt noch.
Es kam bei mir dann noch die Erkenntnis durch, dass Afrika im Allgemeinen und Kamerun im Speziellen nicht immer warm ist. Während ich bei angenehmen 30°C gestartet bin, ging es in der Nacht deutlich unter die 20°C. Bei offenem Fenster (geschlossener Metallkasten in der prallen Sonne hatte sich vorher doch etwas aufgeheizt) wurde es in der Nacht dann doch merklich frisch. So war es dann ein innerer Kampf zwischen der Müdigkeit und dem daher einhergehenden Unwillen sich zu bewegen und dem zusehends merklicheren Frieren an den Füßen. Aber dank langjähriger Ausbildung hat dann natürlich die Faulheit gewonnen – Füße werden irgendwann schon wieder warm.
Mit knapp 2h Verspätung bin ich dann also in Ngaoundere angekommen. Umstieg auf den Mietwagen hat auch reibungslos funktioniert. Im Gegensatz zu Gurt in selbigem. Also erste Tour gleich wieder zum Mechaniker. Der hat das auch provisorisch versucht zu beheben. Das hat dann genau für einmal Anschnallen gereicht. Aber nachdem man ja irgendwie noch weiter kommen wollte, muss das halt so gehen. Auch mein Fahrer hier war des Englischen nicht so mächtig. Aber nach einer Weile konnten wir uns dann auf gemeinsame Wortfetzen ala “C’est bone?”, “stop” oder “ok” verständigen und kamen zurecht.
Die Strecke von Ngaoundere zum Park ist dann durchaus noch einmal länger. Also vielleicht nicht unbedingt in Kilometern, aber in Stunden. Den ganzen 6,5 an der Zahl – trotz des teilweise halsbrecherischen Tempos meines Fahrers. Mit 90 durch ein Dorf heizen, wo am Straßenrand gerade die Schulkinder heimgehen, ist sonst eher nicht so mein Fahrstil. Auch der Wechsel von asphaltiert (also zumindest weitgehend, wenn man die Schlaglöcher mal großzügig ignoriert) über Schotterpiste (weniger Schlaglöcher aber dafür insgesamt kaum eben) bis hin zu -aeh- Feldweg (also einspuriger Weg, der das Beste der anderen Strecken vereint: Schlaglöcher und Bodenwellen) bringt ihn kaum zu einer Geschwindigkeitsänderung. Nachdem die zweite Hälfte der Fahrt nun auch im Dunkeln stattfand und man da nicht alle Löcher in der Straße passend sieht, machte mein Kopf durchaus hin und wieder Bekanntschaft mit dem Autodach – ebenso wie der Kotflügel des Autos auch deutlich zu oft Kontakt zur Fahrbahn hatte.


Auf alle Fälle kamen wir dann gegen 2130 doch in der Lodge an. Hier kam man dann auch mit Englisch durch. Nur leider war die Reservierung für mich vorher nicht so ganz durchgekommen. Aber eine halbe Stunde später, diverse Kontaktaufnahmen mit der Außenwelt (im Park gibt es weder Telefon noch Internet) und etwas Umplanung anderer (in den folgenden Tagen ankommender) Gäste fand sich dann durchaus auch ein Schlafplatz für mich. Zwei Aussagen waren dann in meinem Zustand geistiger Umnachtung (so viel hatte ich im Zug dann doch nicht geschlafen) noch interessant: Ich könnte das Camp nicht versehentlich verlassen – das würden die Krokodile schon verhindern. Und: Wenn das Licht ausgeht, soll man sein Haus nicht mehr verlassen – hin und wieder würden Löwen durch das Camp ziehen. Letzteres hat dann auch zu Konsequenz, dass Kinder nicht ohne Erwachsenen unterwegs sein sollen (auch nicht im Camp), was dann den Speisesaal zum Ersatzfußballplatz gemacht hat.
Die Lodge selbst liegt wunderbar mittig im Park an einem Fluss, der derzeit eher so ein Wasserloch darstellt. Dafür kann man von der Terrasse aus direkt die Tiere beobachten oder von ihnen beobachtet werden. Auch hier noch einmal ein Wort zu den Temperaturen. Unten sind zwei Bilder eines Thermometers – einmal morgens gegen 0800 und einmal um die Mittagszeit. Wird dann doch noch schön warm über den Tag. Ich verstehe auch nicht, warum mittags keiner mehr draußen sitzen wollte. Die Touren in den Park sind doch nur Vormittags und Nachmittags …
Es scheint auch ein interessanter Zeitpunkt gewesen zu sein hier her zu kommen. Die Besitzerin selbst mit ihren Kindern war da, ein befreundeter Restaurantbesitzer aus Douala und GIZ-Mitarbeiter in wechselnder Besetzung. Entsprechend waren die Mahlzeiten immer eher wie ein großes Familienfest. An dieser Stelle sei angemerkt, dass aus Douala noch Wein, Häppchen und Käse mitgebracht wurden und die Besitzerin es sich nicht nehmen ließ sowohl Mittags als auch Abends jeweils 3 Gänge selbst zu kochen. Und so wurden auch die Abende nicht langweilig.
Einen weiteren Besuch gab es noch. Die Leute von Visit Cameroon (einer Facebook Seite, soweit ich das verstanden habe) tauchten noch auf und haben einen Beitrag über den Park und die Lodge im Speziellen gedreht. Mal schauen, ob ich auf den Drohnenflügen dann auch irgendwo im Hintergrund auftauche …
Die Touren selbst fasse ich hier mal kurz. Die meisten Tiere, die es hier gibt, habe ich wohl gesehen. Was fehlt sind Elefanten und diverse Raubkatzen. Elefanten sind aber seit einem größeren Massaker vor einigen Jahren durch Wilderer hier deutlich seltener geworden. Es gibt sie aber noch – die Hinterlassenschaften waren häufiger zu sehen.
Etwas womit man bei solchen Safaris dann doch Unverständnis erzeugt – sowohl bei Fahrer als auch bei Guide – ist, wenn man sich nicht ausschließlich für Tiere interessiert, sondern auch immermal in die Landschaft schaut. Achja, und wenn man alle paar Minuten das Objektiv wechselt. Vielleicht brauche ich doch mal eine zweite Kamera für so etwas …
Allgegenwärtig sind auch abgebrannte Flächen oder solche, die es gerade werden wollen. Außerhalb des Parks, so erzählte man mir, ist das im Wesentlichen zur Gewinnung von Ackerfläche. Im Park dann aber wohl eher, um das Gras niedrig zu halten, auf das man auch was von den Tieren sieht und nicht alles zu wächst. In der Menge, die das zu sehen war, bin ich mir aber nicht sicher, was ich davon zu halten habe.
Auf dem Rückweg zu Bahnhof und dann Yaounde hatte ich auf der Karte noch Rey Bouba gefunden. Die spärlichen Infos dazu meinten irgendwas von alter Palast, der aber noch genutzt wird. Klingt ganz interessant. Dort angekommen, möchte mein Fahrer etwas Geld – ok, Eintritt, Führer, irgendwas … Wenig später werde ich dann in eine Art Warteraum geführt. Man hätte in ca. 1h Zeit für mich. An dieser Stelle kamen so die ersten Zweifel auf, was mich hier erwarten würde. So kam es dann auch, dass ich dann nach 1h in durch den Eingang vorbei an diversen Wartenden geführt wurde hin zum Lamido. Wenn ich das recht verstanden habe, ist das eine Art lokaler, religiöser Führer. Dann folgte etwas, was man wohl als Audienz titulieren kann – ein kurzer Plausch für grob eine halbe Stunde. Während man mich ganz normal mit Handschlag und auf Augenhöhe begrüßte, kamen alle anderen kaum aus den Verbeugen raus. Beim Herausgehen konnte ich dann noch ein paar Photos machen, aber das lief dann doch deutlich anders als erwartet.




















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